Prof. Dr. Peinelt, HS Niederrhein:
Prof. Dr. Peinelt (HS Niederrhein): "Es wäre sicher interessant, einmal der Frage nachzugehen, warum sich eine der reichsten Volkswirtschaften der Welt angeblich keine Schulverpflegung auf befriedigendem Niveau leisten kann, stattdessen die Subventionen ständig reduziert und die Kosten zunehmend auf die Eltern verlagert." ... Andere europäische Länder "sind bereit, viel Geld für die Schulverpflegung zu investieren und verstehen dies als eine wichtige Investition in die Zukunft". (S. 4)
Die aktuellen wissenschaftlich fundierten Konzepte zur SV werden aus folgenden Gründen nur selten verwirklicht:
• Es besteht dazu keinerlei Verpflichtung (SOLL-Thema) und
• die Wertschätzung von Schulverpflegung ist gering.
Schulen und Schulträger in NRW müssen lediglich über Mittag eine 'einfache Mahlzeit zum Kauf' anbieten, s. Pausenerlass (2.4). Vor allem aus Kostengründen und trotz der sehr späten Essenszeiten in Schulen wird in über 60% der Verpflegungsstellen noch immer warmgehaltenes Essen (Cook&Hold) angeboten. Selbst in ursprünglich hochwertigem Essen ist nach mehreren Stunden kein Vitamin C mehr nachweisbar (Schulessen ungenügend, WDR-Markt-Umfrage, 2010), dafür steigt die Keimzahl erheblich an. Trotz der bekannten Vorteile anderer Verpflegungssysteme wie Cook&Chill oder Cook&Freeze, bekommen sogar neue Mensen (oft aus Kostengründen) nicht die entsprechende Küchenausstattung. Dies ist beispielsweise aktuell (2010) bei der neuen Mensa des Pascal-Gymnasiums Grevenbroich der Fall, die nun leider mit Cook&Hold gestartet ist.
Die Bundes- und Landes-Politik überlässt den Aufbau von Schulverpflegungs-Infrastrukturen den einzelnen Schulen und deren Schulträgern, verbindliche Vorgaben fehlen, so dass qualitativ hochwertige Schulverpflegung nach wie vor Seltenheitswert hat. Nach und nach werden zwar über die Vernetzungsstellen Beratung, Hot-Lines, Info-Material, Workshops zur Verfügung gestellt. Damit alleine sind die meisten Schulen und Schulträger jedoch zeitlich und inhaltlich überfordert.